„Wisst ihr denn nicht, dass wir alle, die wir auf Christus Jesus getauft wurden, auf seinen Tod getauft worden sind? Wir wurden mit ihm begraben durch die Taufe auf den Tod; und wie Christus durch die Herrlichkeit des Vaters von den Toten auferweckt wurde, so sollen auch wir als neue Menschen leben. Wenn wir nämlich ihm gleich geworden sind in seinem Tod, dann werden wir mit ihm auch in seiner Auferstehung vereinigt sein. Wir wissen doch: Unser alter Mensch wurde mitgekreuzigt, damit der von der Sünde beherrschte Leib vernichtet werde und wir nicht Sklaven der Sünde bleiben.“ (Röm 6,3-6)
Mit der Geburt eines Kindes verändert sich im Leben der Eltern Entscheidendes. Sie stehen nun in der Verantwortung ihrem Kind menschliche Wärme und Nähe, Erziehung und Unterstützung zukommen zu lassen, um ihm die Basis für ein erfülltes und gelingendes Leben zu schaffen. Die gravierende Veränderung durch das neue Leben berührt ihr gesamtes Lebensumfeld. Die Eltern haben ihrer Liebe zueinander, die sie von Gott geschenkt bekommen haben, Ausdruck in der Geburt ihres Kindes gegeben. Durch die Taufe möchten sie ihr Kind in der Gemeinschaft der Christen eingebunden wissen.
Diese Aufnahme eines Menschen in die Gemeinschaft der Christen feiern wir unter den für uns wohl augenscheinlichsten Zeichen des dreimaligen Übergießens mit Wasser, der Bezeichnung der Stirn mit Chrisamöl, dem Anlegen des weißen Taufkleides sowie dem Entzünden der Taufkerze an der Osterkerze. Doch hinter diesen Zeichen von Wasser, Chrisamöl, Taufkleid und Taufkerze verbirgt sich viel mehr als eine bloße rituelle Handlung, die durch den Priester vollzogen wird.
Die zu Beginn sehr wortgewaltige Aussage des Paulus im Römerbrief (Röm 6,3-6) zum Sakrament der Taufe beschreibt in unüberbietbarer Weise, was sich in der Taufe an uns Menschen vollzieht.
In der Taufe wird der Mensch mit seinem ganzen Leben, seiner gesamten menschlichen Existenz in das Christusereignis, also den Tod Jesu am Kreuz zur Vergebung unserer Sünden und in die Auferstehung Jesu mit hineingenommen. Der Täufling wird also mit hineingenommen in die Wirklichkeit des Todes und der Auferstehung von Jesus Christus. Dieser Taufakt wurde durch die frühere Tradition des völligen Untertauchens im Wasser, durch dieses sinnbildliche Sterben, deutlich. Und wie Jesus durch die Auferstehung Sünde und Tod überwunden hat, hat auch der Täufling die Möglichkeit eines neuen Lebens. Im Taufgeschehen, in der Tauffeier, so wie wir sie in der Gemeinde vor Ort begehen, wird in symbolträchtigen rituellen Handlungen bereits die gesamte Existenz des Menschen vorweggenommen und verortet, und zwar in und durch Jesus Christus.
Unter den eingangs beschriebenen Zeichenhandlungen von Wasser, Salbung, Anlegen des Taufkleides und dem Entzünden der Taufkerze soll der nun “Neue Mensch“ in den Leib Christi, in die Gesamtheit aller Gläubigen hier bei uns in der Gemeinde von St. Otto aufgenommen werden. Er soll aufgenommen werden in eine Gemeinschaft, die frei von sozialen, geschlechtlichen und kulturellen Schranken ist, in der sich der Getaufte eingebunden und aufgehoben weiß und in der er mitarbeiten und sich einbringen kann. Die Taufe ist also ein Geschenk, das wir annehmen dürfen, um es in unserm Leben mit tatkräftigem Inhalt zu füllen, ein Geschenk, das wir ohne Vorleistung erhalten. Nicht ganz. Eine Bedingung gibt es. Wir müssen offen sein für dieses Geschenk, das einen verantworteten Umgang erfordert und uns in die Pflicht nimmt, ob in der Rolle der Eltern, des Taufpaten, des Freundes. In die Pflicht den Neugetauften bei der Verwirklichung seiner christlich gelebten und gelingenden Existenz zu unterstützen. Die Größe dieser Aufgabe sollten wir uns immer wieder vor Augen führen; denn zu ihr sind wir aufgrund unserer eigenen Taufe befähigt und berufen.
Unser Hauptanliegen ist es, das Taufbewusstsein in unserer Gemeinde zu stärken. Einen ersten Schritt werden wir mit der Gestaltung des Arrangements um den Taufstein in der Kirche von St. Otto versuchen. Vor dem Hintergrund des symbolisierten Wassers sind die Bilder der Täuflinge auf Wassertropfen mit Name, Taufdatum und Ort der Taufe angebracht.
Wir wollen den Betreffenden damit die Integration in das Gemeindeleben erleichtern. Durch die Stärkung des Bewusstseins um die Taufe möchten wir dazu beitragen, sich weiter zu verwurzeln und eingebunden zu wissen. Und auch die Gemeindeglieder von St. Otto sollen erfahren, dass es „Neuzugänge“ in der Gemeinde gibt, die ihrer Unterstützung und Fürsorge bedürfen. Der Zusammenhalt in der Gemeinde und das Bewusstsein von lebendiger Gemeinde sollen dadurch weiter gestärkt werden.
Unser Anliegen ist es auch für die Zukunft weitere Formen des Ausdrucks einer gemeinschaftlich gelebten christlichen Existenz zu finden und zu etablieren.